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Format: LP Label & Cat.Number: Karlrecords KR101 Release Year: 2023 Note: the psychedelic 'liminality' music of K-KOLLEKTIEF can always surprise, their 11th album goes into more experimental and even noisy areas... - *Disloziert dichte Musik voller geheimer Zusammenhänge! ... Hier wird in Schemen gesprochen. Verschliffen und ruckartig./ In solchen irritierenden Momenten zwischen Wahrnehmung und Erkenntnis findet auch die Kunst des Kollektiefs statt." - 180gr. LP, inlay, DL code
Price (incl. 19% VAT): €19.50 More Info11. Album des einzigartigen Kollektivs: Psychedelia und Free Form Jazz (not Jazz) bilden die Grundlage für ausgedehnte Exkursionen mit eigentümlichen Texturen und drastischen Wendungen. Disloziert dichte Musik voller geheimer Zusammenhänge!Bevor die Vernunft siegt, auf die sich jene berufen, die wollen, dass alles so bleibt wie es ist, unterbricht das Kammerflimmer Kollektief die etablierten Lieferketten der Töne. Es sucht interessantere Wege, sie zusammenzusetzen. Im Vertrauen darauf und besonders im Satthaben dessen, dass sowieso jeder Ton, der noch aus Gitarre und Bass und Harmonium und Schlagwerk und Elektronikapparaturen heraus geschliffen kommt, schon in die Bedeutungsmangel genommen worden ist. Schluss damit. Hier wird nichts mehr erklärt. Hier wird in Schemen gesprochen. Verschliffen und ruckartig. Die Bilder, die das Kammerflimmer Kollektief heraufbeschwört, passieren daher nicht im Fokus des Bewusstseins, sondern in dessen äußeren Bereichen. In jenen, denen man gerade nicht seine volle Aufmerksamkeit schenkt, die aber trotzdem wahrgenommen werden. Wenn beispielsweise im Augenwinkel ein Blatt vom Boden zurück an den Baum fällt und ein Moment entsteht, in dem du das für möglich hälst, bevor du erkennst, es war ein kleiner Vogel, der in den Baum fliegt: In solchen irritierenden Momenten zwischen Wahrnehmung und Erkenntnis findet auch die Kunst des Kollektiefs statt. Wenn nämlich auf »Schemen« vertraute Fragmente sanft um ihren Kern schweben – ein Fender-Rhodes-Ton, eine Bassfigur, ein Gitarrenmotiv, ein meisterlicher Drum-Shuffle, ein dem Harmoniumspiel Christa ›Nico‹ Päffgens entlehnter Moment der eisigen Stase – und dabei kurze Assoziationen triggern, bis sie durch Free-Jazz-informierte Editierarbeit langsam in andere Richtungen abrauschen, dann können ebenfalls solche Zonen entstehen, in denen die Wahrnehmung ein paar Tricks bereit hält und sich früheres Erleben plötzlich ganz anders ins Jetzt bricht. Halb vermutet, halb gesehen. Halb-Musik wie sie auch die Kölner Can – ebenfalls Meister des Impro-Editierens – vor ein paar Jahrzehnten bisweilen in ihren Zwischenmomenten produziert haben. Dort wo gerade nicht der Liebezeitliche Groove den augenblicklich nachvollziehbaren Takt gibt. Die ersten Minuten von »Future Days« etwa, die sich sachte einblenden und von allen Richtungen des Raums aus eine kaum konkret zu greifende Gestalt skizzieren. Auf ähnlich offene Entwicklungsmomente lässt sich auch das Kammerflimmer Kollektief ein. Locker entzieht es sich den ersten prägenden Eindrücken und hält sich für Zeitpunkte bereit, die keiner Verabredungslogik folgen. Diese Lockerheit im Umgang macht das Kammerflimmer Kollektief so fluide hörbar, selbst wenn sich dissonante Spitzen und freies Spiel zeigen. Was für Cans Kompositionsverständnis Karlheinz Stockhausen ist, sind für das Kammerflimmer Kollektief dabei vielleicht die Aufnahmen von The Cocoon. Letzteres eine Zusammenkunft von Garagenpsychedelikern aus dem Raum Hannover mit freien Jazzern der Galaxie Dream Band, dessen 1985 in unbeobachteten Augenblicken aufgenommenes Album »While The Recording Engineer Sleeps« in ganz ähnlicher Weise mit dezentralen Wahrnehmungsambivalenzen operiert und erst vier Jahre später mehr oder weniger heimlich auf Wilhelm Reich Schallspeicher erschienen ist. Andere Spuren von »Schemen« führen zum Debutalbum der Quicksilver Messenger Service. Die ungezwungen auf sich Bezug nehmenden Gitarren von Gary Duncan und John Cipollina sind Anleitungen zum Loslassen. Sie wollen nicht in jeder Note als Solo nachgespürt werden, sondern sie geben ihrer Musik ein Gefühl, dass sich das Wesentliche außerhalb des Zentrums abspielt, im gegenseitigen und intuitiven Beschenken von liebevollen Hinwendungen. Bewusstseinsfrei. Liebevolle Hinwendungen wie diese eine kleine Gitarrenphrase, die wie eine Art Leitmotiv immer mal wieder mehr oder weniger unverändert durch die Alben des Kammerflimmer Kollektiefs geistert. Eine Coricidin induzierte, sehr einprägsame, aus uraltem Æther herausgefilterte Slide-Idee, die – wer weiß – vielleicht sogar schon vor Jahrhunderten ihren Weg von irgendwo nach Amerika fand – das alte, das unheimliche – und von da aus durch die Zeiten weiterwaberte in das südliche Deutschland, in ein verräuchertes Studio in der oberrheinischen Tiefebene. Als eine Erinnerung, von der selbst die Erinnerung nicht mehr weiß, an was sie einmal erinnerte. Ungesagt, dann vergessen. Im Kammerflimmer Kollektief findest du zudem einen Freund sich langsam aufbauender, ungehetzter Musik, die wohl auch der alte Franz Mesmer geschätzt hätte, der vor gut 200 Jahren nach tranquillierenden Behandlungen seinen Patienten manchmal noch ambiente Weisen auf der monströsen Glasharmonika vorzuspielen pflegte. Um sich jedoch nicht vollständig dem Fluss der eigenen Lebensenergie hinzugeben, wie es Mesmers Therapien vorschwebte, legt das Kammerflimmer Kollektief beizeiten noch hektische Spannungen unter, sanft umarmt vom Dröhnen eines Sinusgenerators, als könnte man in Trance noch mal kurz eine Erfrischung nehmen. Dieser alte, analoge Sinusgenerator ist neu im kammerflimmerischen Sortiment der Töne. Die Kunst des Kollektiefs dockt also gerne mal an moderne Zeiten an, während sie Vergangenheit im Schilde führt. Zustände beginnen zu flackern zwischen Einbildung und Gewissheit, zwischen kulturgebundener Kunstäußerung und Zufällen: Ein Krächzen und Schaben kann bei ihnen auch immer einfach nur ein Krächzen und Schaben sein, wie bei Andy Warhol ein Pilzesser einfach nur einen Pilz isst. Heike Aumüllers Cover-Arbeiten, die alle Alben des Kammerflimmer Kollektiefs illustrieren, wirken zusätzlich als Verstärker nicht erklärter Brechungen. Ihr Stil besteht aus Augenwinkel-Kunst, die es auch dann noch bleibt, wenn sie direkt angeschaut wird. Ihre Aufnahmen bleiben unbehaglich, weil sie sich auch im Nachhinein nicht zurecht ruckeln in eine beruhigende Ordnung. Statt sich aber der aufkommenden Angst beim Betrachten durch den Versuch zu entziehen, sich irgendeinen irrationalen Reim darauf zu machen, gilt es sie auszuhalten. Das gilt auch für die Musik. Der Trick besteht darin, Teile Teile sein zu lassen, ohne sie zwanghaft zu in falsche Sicherheit wiegende wahnhafte Muster zu verknüpfen und sich dadurch womöglich selbst etwas vorzumachen. Freiheit bedeutet in diesem Zusammenhang, nicht ängstlich in allem einen herbeifantasierten übergeordneten Sinn sehen zu müssen. »Schemen« wirkt antiverschwörerisch. Liner notes: Werner Ahrensfeld https://karlrecords.bandcamp.com/album/schemen www.kammerflimmer.com |
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