Drone Records
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M.B. / COALMINER + ALLIES - Antimateria

Format: LP
Label & Cat.Number: Grubenwehr Freiburg GW/FR 37
Release Year: 2023
Note: split LP with two new M.B. pieces on one side, and four COALMINER (= scream noise duo from the Phillipines!) tracks feat. diverse collaboration guests on the other side: TORTURING NURSE (Shanghai), RICHARD RAMIREZ; GNAW THEIR TONGUES; UNSIGNIFIED DEATH + TOSHIIJI MIKAWA; extreme monolithic noise and extreme minimal ambience as daily practises for aural awareness! - comes on different coloured vinyl, each lim. 100 - our copies are RED, or BLUE
Price (incl. 19% VAT): €20.00


More Info

Allies:
GNAW THEIR TONGUES (Netherlands);
RICHARD RAMIREZ (USA, founder of Black Leather Jesus); TORTURING NURSE (China)
ZENABI (Philippines);
GRODOCK (Germany);
TOSHIJI MIKAWA (Japan, founder of Incapacitants);
MANY BLESSINGS (USA; with Ethan Lee of Primitive Man);
UNSIGNIFIED DEATH (Thailand)

MAURIZIO BIANCHI is one of the founders of early industrial and noise music and should be familiar to the most. For ANTIMATERIA he contributed two brand new, merging pieces in which he approaches the theme through sounds of iluminescent and rushing keyboard clusters. COALMINER establishes several harshnoise tracks, for which they collaborated with the most diverse artists of the genre, from different countries. in the next few days, the various supporters will be presented here.

Art by: Paul van Trigt, M.B. and Bruno Erber



https://grubenwehrfreiburg.bandcamp.com/album/antimateria



"Schon vor etlichen Jahren haben Kernphysiker verschiedene Untersuchungen zu den Klängen von Antimaterieteilchen durchgeführt. Die Ergebnisse sind mittlerweile vermutlich Legion und mir weitgehend unbekannt. Wenn im Zuge dessen allerdings so etwas wie der Sound auf der vor einigen Monaten erschienenen Compilation “Antimateria” möglich ist, dann wäre ich prinzipiell dafür.

Auf der LP “Antimateria”, die wenn man genau sein will ein zwischen Kollaboration, Compilation und Split-Release angesideltes Objekt darstellt, arbeitet auf der ersten Seite das hierzulande hoffentlich bald wesentlich bekanntere philippinische Harsh Noise-Duo Coalminer mit einer Reihe an Acts zusammen, die trivial formuliert fast wie ein Who is Who internationaler Lärmkünste anmuten. Die Resultate offenbaren einen starken verbindenden Rahmen, unterscheiden sich aber im Detail sowohl in der klanglichen Beschaffenheit (Rauheit versus relativ glatte Politur, oder besser leicht abgemilderte Rauheit) als auch in der Struktur (Fluss versus Stakkato und alle Zwischenstufen).

Den Auftakt bildet ein Track, den die beiden (wie vermutlich in fast allen Stücken) in Mail Art-Manier zusammen mit der ursprünglich mal als Band gegründeten und heute von Junkie im Alleingang betriebenen Shanghaier Institution Torturing Nurse und dem deutschen Noise- und Experimental-Act Grodock aufgenommen haben. Nach wenigen brummenden Sekunden bricht eine Lawine aus Schutt und Geschrei auf die Ohren nieder, und was anfangs noch eher wie im Fluss wirkt, in welchem man die Schreie von Kindern und Schmerzgeplagten hört, wird irgendwann von einem ohrenbetäubenden Donnern und Rattern und Rumpeln zerstampft. Anschließend geht es in Zusammenarbeit mit Richard Ramirez und dem Landsmann Zenabi zunächst etwas zurückgenommener zur Sache, man hört verhaltenes Brodeln und Kratzen, bei dem sich zum einen die vielzitierte Noise-Wall mit rauer Tapete abzeichnet, aber auch das, was ungeübte Ohren gerne einen “Kaputte Boxen-Effekt” nennen. Das ist aber nur die Kulisse, auf der sich viele andere zum Teil entgrenzte Dinge wie schwindelerregender Drehungen oder höllisches Gekeife aus einem riesigen Mund ereignen.

Die qualvollen Schreie zeigen sich am eindrücklichsten in dem Track, den Coalminer zusammen mit dem aus dem experimentellen Black Metal stammenden niederländischen Projekt Gnaw Their Tongues und dem Amerikaner Ethan Lee McCarthy alias Many Blessings aufgenommen hat. Hier mischen sich die Todesschreie in ein furioses ambientes Rauschen, das mit der Zeit immer mehr zu einem kleinteiligen, schnellen Flickerbild mutiert. Zusammen mit Toshiji Mikawa (seines Zeichens Mitgründer der Incapacitants) und dem von Bangkok aus operierenden Polwach Beokhaimook alias Unsignified Death schließt die erste Seite mit einem Track, in welchem eine anfangs fast noch angenehm klingende Wall durch hochtönendes Feedback, beängstigendes Lachen und herausgekotzte Vocals zum Einsturz gebracht wird. So wird Antimaterie zu einem Fest für die Ohren.

Zu einem kompletten Tapetenwechsel (ohne Raufaser, pun intended) kommt es beim Auflegen der zweiten Seite, denn die beiden jeweils rund zehnminütigen Stücke, die Maurizio Bianchi hier unter seinem Kürzel M.B. abliefert, könnten zum bisher gehörten kaum eindrucksvoller kontrastieren. Was vom Label als “sounds of iluminescent and rushing keyboard clusters” beschrieben wird, erweist sich als Labsal von flirrender ambienter Struktur, deren helle, obertonreiche Gestalt immer in Bewegung bleibt. Im Verlauf der beiden Stücke entfalten sich – beim zweiten “Yangnay” mehr noch als beim eröffnenden “Gnayang” – leisere und lautere Abschnitte, in denen kleine Unregelmäßigkeiten, die manchmal wie Tonstörungen anmuten, für eine im besten Sinne unspektakuläre Dynamik sorgen. Und durchgehend sorgt eine sonnengeblendete Flimmerästhetik für ein fast nostalgisches Deja-Vu zu klassischen Synthesizer-Kompositionen besserer Zeiten.

Weit davon entfernt den Veröffentlichungsturnus v.a. im Harsh Noise zu überblicken schätze ich, dass “Antimateria” zu den herausragenden Releases in diesem Bereich zählt. Das betrifft natürlich primär die Coalminer und seinen Kollegen gewidmete Seite, aber auch in dem hier adressierte Dunstkreis tut ein Blick über den Tellerrand, hinter dem Bianchi seine sanften Keyboardsounds spielt, sicher ganz gut. Tolle Platte, die hoffentlich nochmal neu aufgelegt werden wird." [U.S./African Paper]



"First off, this album has six different vinyl versions, ranging from 10 copies in pristine white to 90 copies in red/brown flamed. Some are with additional CDs, some without, but Grubenwehr really put some effort into this release. I give compliments to you guys; your effort and energy paid off.
The two sides of this album are unrelated to each other. With this, I mean, it's not artists remixing each other or collaborative work using each other's sounds or so. It's 20 minutes per artist, and I think I have never had a better opportunity to present two fully different definitions of noise music in the same review to you, the reader. First of all, Side A: Coalminer. A duo from Manilla. Philippines, on their four tracks, work together with friends from all over the world. How about (and it's just half of them) Torturing Nurse, Richard Ramirez, Gnaw Their Tongues and Unsignified Death? And the music
is so intense!!! I couldn't tell you the content of the lyrics, but the titles kinda imply it. "Dissection", "Gaping Crevice", "Decomposition" and "Electrocution". I mean ... It's probably all lullabies for the sick and twisted (pun intended).
The reverse side contains two 10-minute pieces by M.B., a.k .a. Maurizio Bianchi. M.B. started working on his art in 1979 using pre-recorded sounds and, in 1980, worked more with the generation of his own sounds. He is absolutely one of the pioneers of early industrial and noise, and on the two pieces presented here - "Gnayang" and "Yangnay" - he approaches the theme of "Antimateria" through sounds of luminescent and rushing keyboard clusters. How does that translate to sound? Two lengthy pieces in which not much happens but where a lot happens. It sounded like a combination of organs and vocoders and was never-ending, always moving. I had a few moments where I was drawn into the atmosphere of Wendy Carlos works, but then more of a static/non-static drone. IF M.B.'s interpretation of the subject was that while nothing happens, a lot happens, and at the same time, because a lot happens, nothing happens, then he succeeded cum laude. Beautiful works, but in all honesty, It's an acquired taste." [BW/Vital Weekly]