Drone Records
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PRETERITE - Pillar of Winds

Format: CD
Label & Cat.Number: Handmade Birds HB-030
Release Year: 2011
Note: the following project of MENACE RUINEs GENEVIEVE BEAULIEAU (together with JAMES HAMILTON (NEBRIS; etc.) => excellent, deeply emotional mystic & melancholic folk drone, with GENEVIEVE's unescapable singing & use of harmonium & kemence... lim. 500, hard to find in EU !
Price (incl. 19% VAT): €16.50
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"Collaboration between Genevieve Beaulieu (Menace Ruine) and experimental pioneer James Hamilton (Column, Nebris, Dystonia EK) has resulted in this absolutely breathtaking masterwork. HIGHLY RECOMMENDED.

Edition: 500 copies in Stoughton old-style tip-on mini gatefold including large fold out insert." [label info]

www.handmadebirds.com


"Der Musikenthusiast R.Loren (u.a. PYRAMDIS) scheint rastlos. Rastlos in seinem Bestreben, das Ungeahnte, Ungehörte und Wundervolle aus den verschatteten Ecken ins Licht zu ziehen, um es Musikinteressierten präsentieren zu können. Diese Musikinteressierten lassen sich in diverse Gruppen teilen, bei besonders hohem Interesse bleiben zwei übrig: Sammler und Hörer. Der Sammler richtet sein Augenmerk auf das Horten, die persönliche Sammlung ist Spiegel seiner selbst, er findet Identität über die Beschäftigung mit dem Besitz.

Handmade Birds-Veröffentlichungen zeichnen sich durch ihre liebevolle und detailversessene Gestaltung aus, ein Punkt, der für den Sammler maßgeblich ist, sucht dieser doch das limitierte, begrenzte und nur wenigen zugängliche Album. Der eingeschränkte Zugriff und seine allenfalls nur vorübergehende Verfügbarkeit treiben den Sammler zur raschen Handlung. Der Erwerb und die Suche nach zukünftigen Veröffentlichungen bestimmen seinen Alltag. Der andere Typ des Musikinteressierten ist der Hörer. Der Hörer legt natürlich auch Wert auf die Covergestaltung und Verpackung, sein Alltag ist jedoch weniger von der Objektsuche und deren Erlangung bestimmt, als vielmehr von der Suche nach Hörenswertem. Seine Identität speist sich entlang des Soundtracks, der für ihn immer ertönt. Der Hörer verkörpert die Liebe zur Kunstform, er ist von Musik ausgefüllt. R.Lorens Label scheint diesem Musikinteressierten Heimat zu sein.

Die Freude des PYRAMIDS-Kopfes über Entdeckungen und deren anhängende Veröffentlichung auf seinem Label ist allen Handmade Birds-Tonträgern anzuhören und – wie erwähnt, anzusehen. R.Lorens Label fungiert dabei als Archivkammer der Gegenwart, eine persönliche Audiothek, in der sich Zeugnisse und Dokumente des Wunderbaren befinden. Seine persönlichen musikalischen Vorlieben und sein Geschmack bilden die äußere Klammer, die die unterschiedlichen Projekte, Bands, Künstler, Stilrichtungen und Formate zusammenhält. Natürlich birgt die Verwendung des Klammerbegriffs immer auch die Frage nach der Lösbarkeit dieser Verbindung. R.Lorens Wirken gleicht nach außen einer Büroklammer, die einzelnen Projekte können jederzeit auch woanders veröffentlichen. So verstanden, ist die Verbindung lösbar. Handmade Birds zeichnet aber auch eine inhaltliche Klammer aus, gleich einer Heftklammer. Einmal im Kontext des Labels aufgetaucht, gehören jene, deren Veröffentlichungen dort erscheinen (oder erschienen sind) zu einer Gemeinschaft, basierend auf einer stillschweigenden Übereinkunft, dem Wunderbaren verpflichtet zu sein. Hier hält die Klammer zusammen, hält fest.

In diese Klammer von Form und Inhalt haben sich auch PRETERITE begeben. “Pillar Of Winds“ heißt ihr Beitrag und wie so häufig bei den Veröffentlichungen des Labels trifft man alte Bekannte in neuen Zusammenhängen. Unter der Flagge PRETERITE segeln Geneviève Beaulieu (u.a. MENACE RUINE) und James Hamilton (u.a. NEBRIS). Letztgenannter betrieb auch das Dystonia Ek Label. Das neu formierte Duo legt hier nun sein Debütalbum vor und stützt sich dabei vorwiegend auf die Verwendung von akustischen Instrumenten sowie die Ausnahmestimme Beaulieus. Ursprünglich, so geht die Geschichte, sollte das Album auf Beta-Lactam Ring erscheinen, was sich aber aus nicht näher genannten Gründen dann doch nicht verwirklichen ließ. R.Loren – von jeher ein großer Freund des Beaulieu-Projektes MENACE RUINE – reagierte auf die Anfrage zur Veröffentlichung auf Handmade Birds mit dem eingangs beschriebenen Enthusiasmus. Zügig arbeitete man an einer zeitnahen Veröffentlichung, für die Randall Frazier (Helmet Room) bereits das Mastering beendet hatte. Dabei stellt “Pillar Of Winds“ auch die Meisterschaft des Masternden dar, eine, die er u.a. auch schon bei Kal Cahoones “Build The Fire“-Single bewiesen hat.

Land auf – Land ab wird häufig die Vokabel “Passgenauigkeit“ verwendet, wenn es gilt ein Ergebnis zu beschreiben, bei dem die Talente – Zahnrädern gleich – ineinander greifen und so das große Rad in Schwung setzen. Die Talente sind bei PRETERITE großzügig verteilt worden. Ob nun Hamiltons feines Gespür für Sounds und Timing – des Multiinstrumentalisten Harmonieverständnis trägt die gesamte Veröffentlichung. Oder Beaulieus Kompositionen und ihre Schwebestimme, die in jedem Ton Schauder und Zauber artikuliert. Ihr Gesang wirkt in einem Moment wie ein Schleier, der sich über Hamiltons vielschichtige Passagen legt. In nächsten Augenblick betont dieser Gesang das Schwere, erdig könnte man meinen. Geneviève Beaulieu hat eine ganz eigene Artikulation zur Meisterschaft getrieben, Zeugnis davon legen die MENACE RUINE-Alben ab. Sie verbindet das leichte und das schwerste Gewicht derart spielerisch, dass sich Analogien zu ihren Gesangskünsten nur schwerlich bilden lassen, was nichts anderes bedeutet als: hier werden Maßstäbe gesetzt. Wenn Federleichtes sich plötzlich in Niederdrückendes transformiert, dabei keinerlei Brüche oder Zäsuren entstehen, dann bekommt man eine Ahnung davon, was der Begriff “Bandbreite“ ursprünglich einmal meinte.

Ihr Vortrag ist dabei frei von jeder Angestrengtheit, entspannt und zurückgelehnt sind Beschreibungen, die ihren hymnisch anmutenden Weisen wohl am ehesten gerecht werden. Doch hinter dieser Zurückgelehntheit öffnet sich dem Hörenden Tiefe und Anteil. So bilden die PRETERITEschen Canti den Reigen vom schwebend Träumerischen bis hin zum niederdrückenden schwersten Gewicht in immer neuen Varianten und Kombinationen ab. Die Folgen und Reihen schlagen dabei in die Gischtspitzen der Hamiltonschen Soundwellen und erzeugen ein Gefühl der Gleichzeitigkeit, der Dehnung des Augenblicks durch den Zauber dessen, was als unikater Ausdruck PRETERITEs zu bezeichnen ist. Die Impulse Hamiltons transportieren sich auf einen Soundteppich, der aus Pianosequenzen, Synthiesprudlern und Gitarrendrones geknüpft ist. Dazu finden sowohl Harmonium als auch die Kemençe Verwendung. Besonders die Kemençe, eine bootsförmige Laute, beschwingt “Pillar Of Winds“ mit ihrem aus dem Orient in den Okzident getragenen Klang.

In immer wiederkehrender Regelmäßigkeit, entlang der tausend und abertausend Durchläufe sprießt im Rezensenten der Gedanke, dass hier eine Tradition weiterentwickelt wird, die in ihren Linien zu THIS MORTAL COIL zurückzuverfolgen ist. Das stets Eindringliche, das zwischen den Polen des Mitreißenden, Schwärmerischen, Beflügelten und Niederringenden pulsähnlich frequentiert, ist in eine Atmosphäre des Würdevollen eingebettet, so dass der Hörer nicht umhinkommt, “Pillar Of Winds“ wieder und wieder zu lauschen. Aus den Stücken lässt sich ein “MEHR“ vernehmen, das für sich genommen sprachlich unausdrückbar ist. Gleichzeitig zeugt dieses Album von einer Suche und einem Finden und drückt sich in einer auf das Dasein gerichteten Anstrengung aus, die ihrerseits von einem absoluten “JA“ zum Schöpfen getragen ist.

Dass PRETERITE jedoch niemals nur auf einer Ebene siedeln, offenbart sich allein darin, dass neben diesem “JA“ auch immer ein straffer Zug ins Dunkle zu vernehmen ist. Klage? Verlust? Es wirkt als birgt das Dunkle eine heimliche Erzählung über eine weggerutschte Welt, eine Welt, die abgekommen ist. Ein Projekt, das mit Ambivalenzen so geschickt spielt, sie derart meisterhaft verquickt, scheint außerhalb des PRETERITEschen Horizonts nicht in Sicht. Auf “Pillar Of Winds“ findet der Hörer die Nerven kräftig bewegt. Eine Veröffentlichung, die mit Leichtem und Schwerem derart zu euphorisieren weiß, trägt eine seltsame, fast plastische Kraft in sich.

Ein Musizieren, das das Wünschenswerte so vergegenwärtigt – im Ergebnis epikurisch – welches von einer Vielzahl von Klammern gehalten wird und sich dabei selbst Klammer ist. Wer Erhabenes sucht, wer wirklich danach sucht, ein Bedürfnis danach hat, der wird “Pillar Of Winds“ finden. (S.L.)